Brisket, Feuer & Rauchzeichen - Holy Smoke BBQ ist mehr als ein Rezeptbuch
Was passiert, wenn zwei passionierte schwedische BBQ‑Enthusiasten mit texanischem Herzblut in Skåne die Flammen tanzen lassen? Holy Smoke BBQ: Tio år av eld, rök & kött ist das Zeugnis eines Jahrzehnts harter Arbeit, ehrlicher Experimente und aufrichtiger Leidenschaft – und gleichzeitig mehr als ein Buch über Feuer, Rauch und Fleisch.
Ich habe mir das Buch ja bei meinem letzten Schwedenbesuch gekauft – quasi als kulinarisches Souvenir mit ordentlich Patina. Und was soll ich sagen? Seitdem liegt es bei mir griffbereit neben dem Grill, voller Notizen und Grillpläne. Und die Vorfreude steigt: Im September fahre ich endlich selbst nach Bräcke, direkt zu Holy Smoke, um dort zu essen, zu riechen, zu sehen – und ganz sicher auch zu berichten. Ein BBQ‑Roadtrip auf meiner ganz persönlichen Bucket List!
Bereits nach den ersten 20 Seiten merkt man: Hier leuchtet keine Ironie, sondern echtes Feuer. Die Autoren nehmen uns mit auf ihren Weg: Angefangen bei ein paar umgebauten Containern auf einem Feld bei Bräcke bis hin zur europäischen BBQ‑Pilgerstätte. Dabei bleibt kein Geheimnis verborgen: weder über Cuts noch über Qualitätskriterien für Holz oder die Kunst, das Feuer zu kontrollieren.
Das Layout überzeugt sofort: große, rustikale Fotos und eine Anmutung, als stünde man selbst am Smoker. Man spürt: Smoke isn’t a flavor, smoke is a feeling … und genau dieses Gefühl vermitteln die Seiten. Doch das Buch ist keine billige Show; es steckt voller Substanz. Änderungen an der Technik und überarbeitete Kapitel über Equipment, Cuts und Rubs zeigen, dass man auch nach zehn Jahren nicht stehen bleibt.
Witzigerweise habe ich meine ersten Smoker-Gehversuche auch genau mit so einer „Rakete“ gestartet.
Kulinarisch gibt es keine halben Sachen: Klassiker wie Brisket, St. Louis‑Ribs und Pulled Pork bekommen genauso viel Raum wie ausgefallenere Spezialitäten – Lamm, Fisch, Tomahawk und sogar Whole Hog. Die Rezepte sind präzise, Schritt‑für‑Schritt erklärt und alltagstauglich. Toll: Du brauchst keinen High‑End‑Smoker – ein Offset‑Smoker, Big Green Egg, Kugelgrill oder Keramikgrill reicht völlig. Hier mischen sich ernsthafte Technik‑Erläuterungen mit launigen Tipps („Menschen zieht’s ans Feuer“ – und das ist nicht nur Grill‑Philosophie, sondern Lebensgefühl). Der Ton ist griffig, nahbar, ohne belehrend zu sein – und das macht Spaß beim Lesen.
Auf der Doppelseite befindet sich ein längerer Text auf Schwedisch der die letzten Schritte bei der Zubereitung eines Briskets beschreibt.
Ein großes Plus: Der Roadtrip‑Charakter. Treffen mit amerikanischen Pitmasters wie Myron Mixon und Aaron Franklin bringen das Thema BBQ in den globalen Kontext – und zeigen, dass Holy Smoke nicht nur importiert, sondern auch exportiert: schwedisch‑europäisch‑amerikanisches Feuerspektakel im Einklang.
Ein kleiner Wermutstropfen: Aktuell ist das Buch nur auf Schwedisch erhältlich. Eine englische Ausgabe ist für Ende des Jahres angekündigt, zur deutschen Version gibt es bislang noch keinen Termin. Aber ganz ehrlich: Dieses Buch lebt vom Feuer, den Bildern und der Leidenschaft zweier absolut cooler Typen. Jeder Funke, jedes Rezept dreht sich um Geschmack und Atmosphäre – da wird die Sprache irgendwann zur Nebensache.
Fazit: „Holy Smoke BBQ: Tio år av eld, rök & kött“ ist das perfekte Buch für alle, die Feuer verstehen wollen: technisch, emotional, kulturell.